Als Alternative zu den Städtebesuchen in Tokyo und Kyoto hatte ich bei walkjapan.com das Wanderpackage Selfguided Nakasendo Wayfarer gebucht. Der Nakasendo Trail führt von Kyoto bis Tokyo. In 6 Tagen wanderte ich einen Teil dieser ca. 500 km langen Route. Walkjapan hat für das Angebot die schönsten Abschnitten rund um das Kiso Valley und dem Kaida Plateau ausgewählt. Darin enthalten sind Besuche der historischen Posttowns Magome, Tsumago und Narai welche an Dörfer aus alten Samurai Filmen erinnern.
Die Wanderung startete in Ena. Mit dem Hikari Shinkansenzug fuhr ich zuerst in 1:45 Std von Tokyo nach Nagoya. Dort musste ich noch auf einen Lokalzug umsteigen welcher mich in nach einer weitern Stunde pünktlich nach Ena fuhr. Mit der Navitime App war das Planen der Zugfahrt ein Kinderspiel. Und da im Package von Walkjapan auch ein Railpass enthalten war, musste ich mich nicht um die Tickets kümmern. In Ena angekommen war es nur noch ein kurzer Spaziergang zum Historischen Ena Ichikawa Inn. Dieses schöne Ryokan wird seit 400 Jahren von der gleichen Familie geführt.
Ich hatte einen Schlaf- und ein privates Esszimmer in welchem ich am ersten Abend traditionell gekleidet ein ausgezeichnetes Essen genoss. Mangels Sprach- und Kulinarikkenntnissen hatte ich meine liebe Mühe alle Köstlichkeiten korrekt zu essen (nicht alles abgebildet).
Die erste Tagesetappe von etwa 12km führte die meiste Zeit über eine wenig befahrene Asphaltstrasse. Am Schluss ging es dann auf Kopfsteinpflaster steil durch einen Wald zum Ziel. Der Weg war gut markiert. Nachdem ich mir die drei Schriftzeichen für den Nakasendo Trail gemerkt habe, war Verlaufen praktisch ausgeschlossen. Auch die zweite Nacht war ich wieder in einem Ryokan untergebracht. Das Sinchaya Inn im gleichnamigen Dorf erreichte ich gegen 1500h.
Am zweiten Wandertag standen dann mit Magome und anschliessend Tsumago zwei der schönsten Posttowns auf dem Programm. Bei meist sonnigem Wetter führte der Weg durch einen schönen Waldpfad. Immer wieder waren am Weg Glocken angebracht die man laut erklingen lässt um Bären zu vertreiben. An diesem Abend wurde das Nachtessen in einem gemeinsamen Essraum serviert. Da lernte ich dann auch ein Paar aus Australien sowie 3 Freunde aus Kalifornien kennen, welche die gleiche Tour gebucht hatten.
Den nächsten Wandertag kürzte ich ab indem ich bei regnerischem Wetter nur die Morgenwanderung von 6 km lief. Anschliessend bestieg ich den Zug von Nagiso nach Kiso-Fukushima. Am Vortag hatten mir andere Wanderer erzählt dass die Passwanderung, welche für den Nachmittag vorgesehen war, keine nennenswerten Ausblicke bot. So packte ich die Gelegenheit und konnte im Restaurant Kurumaya, welches berühmt für Ihre Soba Nudeln war, auch einen ausgezeichneten Lunch geniessen.
Der vierte Wandertag von Kiso-Fukushima auf das Kaida Platau überzeugte mich durch die schöne Natur. Es gab zuerst einen Wasserfall zu besichtigen bevor ich anschliessend auf einem angenehmen Waldpfad in etwa einer Stunde eine Passhöhe hinter mich brachte. Nach einem kurzen Abwärtsmarsch erreichte ich das Cafe Poppoya welches durch das aufgestellte Rentnerpaar Mr. und Mrs Ando geführt wird. Nach einer Stärkung mit Apfelkuchen und Bioapfelsaft sowie gemeinsamen Singen lief ich mit dem Australischen Paar über einen zweiten kleinen Pass zur nächsten schönen Unterkunft. Dort erwartete uns wieder ein üppiges Nachtessen.
Ein weiterer sonniger Herbsttag begrüsste mich in Japan. Leider habe ich mir durch eine Unachtsamkeit am Vortag den Fuss verstaucht so dass ich auf die ca 9km kurze Wanderung verzichtete und direkt den Zug nach Narai, die letzte historische Poststadt auf diesem Trip, bestieg. Nach einem feinen Mittagessen und einer Besichtigung des historischen Dorfes fuhr ich dann mit dem Zug weiter nach Karuizawa. In diesem Ort für betuchte Touristen, waren wir im gehobenen Turuya Inn untergebracht und genossen am Abend nochmals ein lokales üppiges Mal inklusive dem berüchtigten Fugu (Blowfish).
Nachdem sich mein Fuss heute schon fast wieder uneingeschränkt bewegen liess, unternahm ich zumindest eine letzte kurze Morgenwanderung auf dem Nakasendo Trail. Der 3.5 km lange Weg führte durch einen angenehmen Waldpfad auf den Usui Pass. Auch die anderen fünf Mitglieder der Walkjapan Gruppe wanderten um die gleiche Zeit auf den Pass so dass ich mir wegen der Bärenwarnung keine Sorgen machte. Mit einem Oldtimer Bus fuhr ich dann zurück in die Stadt und genoss noch einen Cappuccino mit einem Chocolate Croissant. Anschliessend fuhr ich mit dem Zug in einer Stunde Fahrzeit nach Tokyo.